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Helden
II in Austria Wir, vor dem oder im 2. Weltkrieg Geborenen oder knapp danach geborenen.
der Tiefkühlkost, der Plastiksackerl und vor der Pille. Wir waren schon da, bevor Kreditkarten, Fax, Handy und Laser zum täglichen Gebrauch verfügbar waren. Im Haushalt unserer Mütter gab es keinen Geschirrspüler, keine Waschmaschine, keinen Trockner und auch keine Hausmänner. Deshalb mussten wir Frauen ran. Es gab noch keine Klimaanlagen und der Mensch war noch nicht einmal auf dem Mond gelandet. Ob es das Radar schon gegeben hat, weiß ich nicht. Vielleicht hieß es noch Funkmessverfahren. Wir waren da, vor der so genannten Emanzipation, vor der Identitätskrise, vor den Aussteigern, vor den Macdonalds und vor den Pampers. Wir hatten keinen Walkman, keine CDs oder DVDs, aber singen konnten wir! Von den meisten Liedern sogar drei Strophen. Unsere Verbindungen pflegten wir persönlich und nicht "online". Wir schrieben noch Liebesbriefe. In ganzen Sätzen, nicht in SMS-Kürzeln. Wir hatten kein "Moonlight-Date", bestenfalls ein Rendezvous. Wir waren Freunde und keine "Fans". Es gab keine Mädchen mit Brillanten im Nasenflügel und keine Burschen mit Silberschmuck in den Augenbrauen. Von anderen Regionen gar nicht zu reden. In der Schule saßen wir mit 30 Mitschülern in einer Klasse. Schulpsychologen brauchten wir nicht. Wir haben keine "Konflikte aufgearbeitet". Wir haben gestritten und gerauft. Richtig, auch ohne "Gebrauchsanleitung". Wir gingen zu Fuß, denn Schulbusse gab es nicht für die "Kids". Wir haben zuerst geheiratet und sind dann zusammengezogen. Wir sind die letzte Generation, die es selbstverständlich fand, dass eine Frau heiratet, wenn sie ein Kind bekommen will. Unsere Kinder sind ohne Anwesenheit der Väter im Kreisssaal zur Welt gekommen und die Nächte haben wir in ungeheizten Schlafzimmern überlebt. Wir mussten fast alles selber tun und mit dem auskommen, was wir hatten. Zu glauben, dass der Staat uns ohnedies versorgen wird, wenn wir vorher über unsere Verhältnisse gelebt haben, war undenkbar. Wer mehr ausgab als er einnahm, war ein Gauner. Taschengeld war nicht selbstverständlich, trotzdem lernten wir, mit dem Geld umzugehen. Wir kauften beim Greißler- Mehl und Zucker noch im Stanitzel, Gurkerl aus dem Fass, die Milch aus der Kanne und die Semmelbrösel machten wir selbstverständlich selber. Wir bügeln heute noch die gebrauchten Geschenkpapiere und Bändchen. Zumindest manchmal. Damals hatten Verkäuferinnen auch noch keinen "Job im Shop". Was in der Welt passierte, sahen wir im Kino in der Wochenschau - 14 Tage später. Alte Zeitungen wurden zum Fensterputzen, zum Einwickeln von Gemüse und für hinterlistige Zwecke verwendet. Von "recyclen" sprach niemend. Wenn wir uns wunderten, sagten wir "oh" und nicht "wow" oder "cool", statt "Hallo" und "Hi" sagten wir "Grüß Gott" oder "Guten Tag" und statt "okay" und "geil" einfach nur "gut" oder "schön". Diese ganze Entwicklung haben wir über uns ergehen lassen müssen Ist es da ein Wunder, wenn wir manchmal etwas konfus erscheinen? So ist wohl auch die Kluft zwischen den Generationen entstanden. Wir haben aber alles überlebt und sind laut Statistik (und die ist doch heutzutage mit dem Computer sehr genau) noch immer die gesündeste Generation. Das ist der Beweis für unsere überholte, aber vernünftige Lebensweise. Darum haben wir allen Grund zu feiern Und freuen uns darüber, dass wir das überhaupt können. Ich finde das"super", "irreschön" und "affengeil".
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